Der Gardasee im Frühling – eine Liebeserklärung
Wenn der Schnee im Frühjahr die Kämme der Alpen noch fest im Griff hat, ist der Gardasee schon bereit, Natur und Gelände zu Fuß, mit dem Bike oder auf einer Ferrata zu erkunden. Wer den Gardasee im Frühjahr besucht und sich in der lauen Frühjahrs-Sonne einen Cappuccino in Riva del Garda gönnt, vor dem baut sich die Rocchetta auf, ein mächtiger Bergstock aus hellem Fels, dazwischen Macchiagrün, am Fuß als schräg nach links ansteigende Linie die alte Ponalestraße. Wer mit dem Zug die Reise in den Norden Italiens antritt, kann von München aus über den Brenner bis nach Rovereto in den Frühling fahren.
Mit dem Zug zum Gardasee
Allein die Zugfahrt läutet die ersten entspannenden Stunden ein und das Panorama, das sich jenseits des ICE Fensters aufspannt, ist oft atemberaubend. Kufstein in Tirol und weiter nach Innsbruck und den Blick auf das Goldene Dachl erhaschen. Der leicht schräg stehende Turm hat ein Gegenstück in der Gardaseeregion, nicht weit von der Pernici-Hütte. Die ist Ausgangspunkt für die schönste Kamm- und Höhenrunde der Region. Sie führt in anregendem Auf und Ab rund um das gesamte Valle dei Concei, mit Schluss und Höhepunkt am Monte Cadria. 2254 Meter über dem Spiegel des Mittelmeers verzeichnet hier die Karte: Rekord in den Gardaseebergen! Wer den Gipfel erklommen hat, kann einen atemberaubenden Ausblick genießen. Tausend Zacken im weiten Rund, von den Dolomiten bis zum Adamello, von den Zillertaler Alpen bis zu den Monti Lessini.
Ab dem 1375 Meter hohen Brennerpass, der Wasserscheide zwischen Nord und Süd, Inn und Eisack, Nordsee und Mittelmeer passiert man auch oft die Wettergrenze. Oft lässt man die graue Alpennordseite hier hinter sich und damit das Schmuddelwetter der Alpen. Nach dem Gesetz der Serie der Metrologie hat man gute Chancen, ab Sterzing schönes und sonnenreiches Frühlingswetter vorzufinden. Die Einfahrt zu den Gardaseebergen gestaltet sich oft genug mit blauem Himmel, und gegenüber von Sterzing kann man die schroffen Felsabbrüche des Mendelkamms mit dem markanten Gantkofel (1866 Meter) bewundern. Durch seine Ostwand sollte einmal mal ein Klettersteig gebaut werden – das Projekt wurde aber zum Glück fallen gelassen.
Nicht mehr weit, und der Zug rollt im Bahnhof von Rovereto ein. Ab hier fährt ein Bus (Übersicht der Busverbindungen am Garasee) von Bahnhofsgebäude nach Riva del Garda die rund 20 Kilometer über den Passo di San Giovanni. Nach gut sechs Stunden liegt er dann vor einem – leicht gekräuselt von sanftem Nordwind – der Gardasee. Viel ruhiger und unbelebter als in den heißen Sommermonaten, aber das Bild bleibt immer das gleiche: tiefblau das Wasser mit ein paar bunten Segeln drauf, felsig-steil die Ufer, gesäumt von Agaven und Zypressen, dahinter schneebedeckte Kulissen berge. Die unverwechselbare Silhouette der Scaligerburg von Malcesine, Sirmione und die Grotten des Catull. Motive, die süchtig machen. Was bei Riva noch felsumstellte Enge ist, zerfließt hinter dem Cap von San Vigilio zu uferloser Weite, und während der Tramontana das Wasser vor Torbole aufgewühlt, liegt der See wie ein Spiegel im Mittagslicht vor der Bucht von Desenzano.
Wandern im Frühlingsmärchen Gardasee
Wandern Gardasee im Frühjahr – sind die Klettersteige schon begehbar? Wer hinauf will zu den schartigen Bergkämmen, den schroffen Zacken hoch über dem Wasser, braucht wenig Schnee in den höheren Lagen des Monte Baldo-Massives und rund um den Tremalzo. Die Einstiege in das umfangreiche Wandernetz und die Klettersteige sind dank der Topographie des Gardasee auch im Frühjahr gut zu meistern – oft sind die Startpunkte gleich an den schmalen Uferstreifen gelegen. Hier haben Naturfreunde dann die Qual der Wahl: von null bis über 2000 Meter. Im Sommer ist vieles von der Sonnenhitze verbrannt, was aber auch Gardasee Frühjahr erhalten bleibt ist, das alle Wege ziemlich steinig und oft steil bergauf führen. Aber gerade beim Wandern am Gardasee im Frühling, wenn nördlich der Alpen der Schnee in den Schattenhängen noch nicht weichen mag und braun im Landschaftsbild vorherrscht, blühen rund um den Gardasee bereits die Magnolien, zirpt es in den Ohren. Eine schöne Tour führt auf einem Serpentinenweg von Riva über die Ostflanke des Rocchetta-Stocks hinauf. Längst ist die Morgensonne hinter dem Elefantenrücken des Monte Baldo (2218 Meter) hervorgekommen, alles in ihr betörendes Licht tauchend, und drunten am See zeichnet der Wind hübsche Muster aufs Wasser. Nur mehr blasse Erinnerung sind dann die kalten Tage des Nordens, das Schmuddelwetter und das deprimierende Nebelgrau.
Erlebnis wandern – der Gardasee im Frühling
Wen wundert es da, dass es so viele aus dem Süden von Deutschland im Frühjahr an den Gardasee zieht. Wenn man sich darauf einstellt, das längst nicht alle Restaurants, Cafés und Hotels geöffnet haben, das einen aber ein Kaffee am Seeufer und die wärmende Sonne auf der Haut gut tun wird, dann ist der Gardasee im Frühling sicher neben dem Vinschgau ein „heißer“ Tipp. Irgendein Sportgerät haben die meisten dabei, das Brett oder die Wanderschuhe oder ihr Hightech-Bike. Riva, ganz oben am See gelegen, ist das Mekka der Biker, die auf den Höhen rundum im Frühling ihre Wallfahrt zelebrieren, im kleinsten Gang den Höhen entgegenstrampeln und auf schotterigen Downhill-Parcours die Balance zwischen Geschwindigkeit und Sturzrisiko suchen. Fast schon altmodisch wirkt im Vergleich dazu der langsam- bedächtige Fußgänger, doch der hat dafür ausreichend Zeit, seine Umgebung aufzunehmen, das Schöne zu genießen. So entfernst man sich von der modernen Tempowelt, die in Sekundenbruchteilen tickt und durch virtuelle Welten surft.
Video Gardasee im Frühling – Wandern von Torbole nach Lazise
Bilder Gradasee im Frühling
Ein weitläufiges Wegesystem durch Wälder oder in Seenähe macht den Gardasee im Frühling zum Eldorado für Wanderungen und Klettersteige. Ständige Begleiter: intakte Natur und atemberaubendes Panorama. Viele Touren sind Künstlern oder geschichtlichen Ereignissen gewidmet und können entweder alleine oder in Begleitung eines Guides begangen werden.
Meine Leidenschaft sind die Berge. Wandern, Skifahren und Mountainbike. Alle Erlebnisse aus der Natur bringe ich mit ins Tal und schreibe Sie auf.
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